Frisch (oder eher müde) zurück aus dem Royal National Park von der Bezwingung des Coast Tracks kommt mein pflichgemäßer Report.
Zunächst einmal möchte ich anmerken, dass unsere Vorbereitung mal wieder top war, wir standen schon um halb sieben auf um nach kurzer Vorbereitung loszuziehen – so das war am zweiten Tag.
Am ersten sind wir erstmal zu spät aufgestanden, zu quasi Null Prozent vorbereitet, und haben den Zug, den wir eigentlich nehmen wollten, direkt mal verpasst. Der nächste kam leider erst zwei Stunden später, also haben wir zuerst ein wenig gechillt und eine Viertelstunde bevor wir eigentlich aufbrechen mussten, dachte ich mir dann mal, es wäre doch gar nicht so schlecht, mal bei der Parkverwaltung anzurufen bezüglich Camping (dafür braucht man nämlich ein Bushcamping Permit, denn Campen ist im ganzen Nationalpark außerhalb von bestimmten Plätzen verboten). Die freundliche Australierin am anderen Ende meinte, es wäre ein wenig spät, wir würden es niemals bis vor Einbruch der Dunkelheit (und das ist im Moment ja schon um fünf Uhr Nachmittags) bis zum Platz schaffen. Ihr wäre das viel zu gefährlich, wenn wir dann im Dunkeln verloren gehen und von einer Klippe stürzen. Aber im Gegensatz dazu, wie es wahrscheinlich in Deutschland gelaufen wäre, bot sie uns an, uns kostenlos auf einen Campingplatz in Bundeena für die erste Nacht einzuchecken, sodass wir dann am nächsten Morgen dann direkt loslegen könnten. Nach kurzen Überlegen (denn dadurch kämen wir dann erst Mittwoch Mittag statt Dienstag Abend zurück und Nick musste Mittwoch arbeiten) haben wir dann zugestimmt. Wir konnten dann zum Büro der Parkverwaltung gehen und praktischerweise unsere Genehmigungen abholen. Wir haben ganze 5 AUD dafür bezahlt, beide Plätze zusammen hätten uns eigentlich 19 AUD gekostet!
Wir hatten also noch viel Zeit (weil wir im Prinzip nur die letzte Fähre erwischen mussten) und haben uns recht gründlich vorbereitet und noch einige Bratwürste besorgt, denn beim ersten Campingplatz gab es wieder Barbeque. Die Fähre war übrigens ein kleiner uriger alter Kahn, mit dem wir dann durch die Nacht nach Bundeena geschippert sind. Dort haben wir uns dann auf die Suche nach dem Campingplatz gemacht und nach einem etwas umwegigen Spaziergang am Strand entlang (mit Abkürzung durch Privatgärten) sind wir dann angekommen. Das Zelt war schnell aufgebaut, danach wurden noch Würste gegrillt und verspeist. Wirklich geschlafen habe ich wenig, dafür war das Zelt einfach zu eng, noch dazu mit unseren Rucksäcken, die sich am Fußende breit gemacht hatten.
Am Morgen wurden wir vom wunderschönen Gesang lauten Geschrei der Kakadus geweckt. Das Wetter war entgegen der Vorhersagen sehr gut und sonnig. Zunächst machte ich mutig auf, die kalte Dusche in Angriff zu nehmen (die sich nach einer Minute Oh-Ist-Das-Kalt-Tanz dann als warm herausstellte). Die ersten Vögel kamen angehüpft und geflogen und wollten was zu essen haben. Wir konnten etwas Brot entbehren und fütterten fleißig und schossen ebenso fleißig Fotos (die meisten sind aber schlecht). Danach gab es ein kurzens Frühstück für uns mit Toasts, Schoko und ekligem Käse (im Bezug auf Käse und Brot können die Australier noch viel lernen) und schon stiefelten wir munter drauflos. Dieses Mal nahmen wir nicht die Abkürzung durch die Gärten, sonder die direkt entlang des Wassers, von Felsen zu Felsen hüpfend und kletternd. Nach einer kurzen Orientierungsphase im Ort fanden wir dann den Anfang des Tracks und begannen unsere Odyssee.
Die Landschaft jedenfalls ist sehr cool. Zunächst sah es aus wie Holland, nur viel größer. Aber wenn man dann an den hohen Klippen steht und aufs Meer auf der einen und das Buschmeer auf der anderen Seite schaut, ist man schon beeindruckt. Um einen kleinen Eindruck zu bekommen, schaut euch mal die Fotos an, die ich hochgeladen habe (bzw. die noch kommen, wenn ich besseres Internet habe). Wir standen jedenfalls abwechselnd an den Kanten und starrten ehrfürchtig nach unten, suchten den teilweise etwas versteckten Weg über die Felsen und durch das Buschmeer oder bewunderten die Brandung aus der Nähe (aber immer noch weit genug entfernt, nicht nass zu werden). Schließlich kamen wir dann an den ersten Strand namens Big Marley und wanderten entlang der Brandung weiter (so manch schlauer Wanderer holte sich dank Unterschätzung der Wellen auch nasse Füße). Die Wellen sind jedenfalls ziemlich hoch, der Strand recht steil und zugemüllt mit Seeabfällen und alles ist menschenleer (was nicht nur an Wochentag und Jahreszeit sondern auch an der Abgelegenheit liegt).
Dann habe ich endlich mein erstes Känguru gesehen! Es war tot und wurde von Krähen aufgefressen (Die Krähen hier mach übrigens ziemlich tolle Geräusche die wie „Diduuuu“ klingen). An Little Marley haben wir kurz Pause in einem kleinen Wäldchen eingelegt, doch schon bald ging es (bzw. wir) weiter, hoch auf die nächste Klippe). Oben angelangt durften wir ein beeindruckendes Beispiel australischen Sicherheitsverständnisses bewundern:
Oben auf der Klippe haben wir dann noch einen Geocache gefunden, der schnell gefunden und geloggt war (Australier nehmen es scheinbar mit den Regeln da nicht so genau, ich habe schon mehrere Caches mit Geld - sogar 5 Dollar – oder Essen gesehen). Weiter ging es etwas mehr landeinwärts bis nach Wattamolla (?), wo ein kleiner Bach ins Meer fließt. Zunächst einmal pausierten wir etwas länger, verspeisten kalte Würstchen und fütterten ein paar Vögel. Wir haben einen kleinen Abstecher in die Bucht zum Strand gemacht, wo ich dann mal meine Füße ins Meer gesteckt habe und feststellen musste, dass das Wasser so kalt war, dass es wirklich weh tat.
Wieder oben auf der nächsten Klippe stießen wir dann etwas abseits des Wegs auf eines der Highlights des Tracks: Ein Einschnitt n der Klippe führte bis zu den Felsbrocken in der Brandung hinunter und war mit einem Seil ausgestattet, sodass wir uns nicht nehmen ließen, den Abstieg zu wagen. Bei dieser Gelegenheit konnten wir dann die Klippen quasi mal von unten betrachten und die riesigen Wellen fast an der eigenen Haut erfahren. Der Aufstieg ging übrigens schneller als der Abstieg, was beweist, wie schlecht der „Weg“ in der Felsspalte war.
In der nächsten Bucht sahen wir dann einen Mann, der mit seiner kleinen Tochter Wasser saß, und machten eine etwas längere Pause. Ich nutzte diese um den nächsten Geocache zu heben, der etwa 200 Meter flussaufwärts an einem Wasserbecken mit Wasserfall lag, vollkommen untypisch abseits sämtlicher Wege (und das in einem Nationalpark) mitten in einem Dickicht. Das Wasserbassin war jedenfalls recht idyllisch und ist im Sommer bestimmt traumhaft zum Schwimmen. Zurück in der Bucht gab es dann den ersten Schauer des Tages, den wir aber nicht weiter schlimm fanden, denn so konnten wir einen wunderschönen Regenbogen über dem Meer bewundern, außerdem saßen wir im Trockenen unter einem Felsüberhang.
Ab diesem Zeitpunkt kam es immer wieder zu Schauern bzw. zu von Pausen unterbrochenen Regengüssen. Als wir den Eagle Head erreichten, war gerade eine längere Regenpause. An diesem Punkt stürzt ein Flüsschen von der Klippe direkt ins Meer (oder versucht es zumindest, denn der Wind pustet einen großen Teil einfach wieder zurück nach oben). Wir suchten den dritten Cache des Tages, der in einem Felsenlabyrint direkt neben dem Wasserfall in einer kleinen Höhle lag. Beim überqueren des Baches nahe der Klippe wurden wir vom durch Wind erzeugten Wassernebel durchnässt, aber wir hatten unseren Spaß, möglichst schnell über den Bach zu kommen, von einem Stein zum nächsten springend.
Unser weiterer Weg war dann von Regen und Gewitter begleitet, als wir uns an den Abstieg nach Garie Beach, dem Surfer-Zentrum im Nationalpark, machten. Es war schon fast dunkel und wir überlegten schon, ob wir wirklich noch weiter bis zum Campingplatz gehen sollten oder lieber unser Glück woanders versuchen sollten. Nach einer Toilettenpause in der riesigen Toilette des Surfer-Clubs wanderten wir weiter am Strand entlang bis nach Little Garie, einer kleinen Siedlung von Ferienhütten direkt in den Hängen am Strand.
Wir stiegen selbige Hänger empor und hatten schon Schwierigkeiten, den Weg zu finden, zumal der Weg, den wir gingen plötzlich aufhörte, weil ein Teil der Klippe wohl den Weg nach unten angetreten hatte. Also marschierten wir querfeldein den Berg hinauf, rutschender und an Gräsern festklammernder Weise bis wir schließlich wieder auf den richtige Weg stießen. Von der Hügelkuppe aus konnten wir unten schon den Campingplatz sehen und das illegaler Weise brennende Feuer darauf. Wir eilten den Berg hinunter, suchten kurz nach einem guten Zeltplatz und machten uns daran, das Zelt aufzubauen.
Das war angesichts des losbrechenden Regens und Sturms allerdings eine Herausforderung. Wir waren schließlich jedenfalls glücklich, in dem größtenteils trockenen und halbwegs warmen Zelt zu sitzen und endlich etwas essen zu können. Unsere Essensvorräte war dank unseres gesunden Hungers ziemlich geschrumpft und wir mampften einmal mehr Toasts mit Schokoladenaufstrich.
Die folgende Nacht war mit etwas mehr Schlaf gesegnet als die vorherige, allerdings war das Zelt immer noch klein und unbequem.
Am Morgen wurde schnell gefrühstückt, eingepackt und losgegangen. Unsere Nachbarn hatten ihr Feuer brennen lassen und waren schon aufgebrochen (sehr vorbildlich - an alle Kinder, die das lesen: So müsst ihr das auch machen, wenn ihr mal große Brandstifter wie euer Papi werden wollt). Das Wetter war an diesem Tag ziemlich doof, zuerst war es nur bewölkt, und schließlich regnete es ununterbrochen. Unser Weg führte uns durch Burning Palms, eine weitere Ferienhüttensiedlung, und entlang schmaler grasgesäumter Pfade, die einem wunderbar die Hose durchnässten, bis es nasser nicht ging. Schließlich gaben auch die Wandersteifel angesichts der Wassermassen klein bei und ließen sich voll laufen. Burning Palms ist im Sommer ein sicherlich grandioser Urlaubsort, mit einer Menge toller Palmen, einem schönen Strand, gemütlichen Hütten und allem was das Herz begehrt. Wir waren irgendwie nicht so in Urlaubsstimmung sondern eher nah am Ertrinken und konnten schon fast den Berg hoch schwimmen (ja und dann haben wir Delfine gezähmt und sind auf ihnen nach Hause geritten...). Der Berg nahm übrigens kein Ende und wenn man dachte, hinter der nächsten Biegung wäre mal Schluss mit Aufstieg, dann hatte man sich garantiert geirrt. Wir waren wirklich nah am Ende unserer Kräfte und konnten den uns inzwischen umgebenden Regenwald nicht wirklich angemessen würdigen.
Schließlich hatten wir es geschafft, der Berg war erklommen, wir waren klatschnass und müde, das Wetter war wieder sonnig und die Aussicht grandios. Wir stapften durch den nun lichteren Wald am Rande der Klippe und genossen den Ausblick auf die circa hundert Meter tiefer liegenden Strände und das Meer (ich glaube so weit konnte ich noch nie aufs Meer raus gucken).
Endlich kamen wir in Otford an und damit am Ende des Tracks. Nachdem wir den örtlichen Bahnhof erreicht hatten, mussten wir leider feststellen, dass der nächste Zug erst in mehr als einer Stunde kommen würde (in der Weltstadt Otford fahren Züge alle zwei bis drei Stunden). Wir machten einen kurzen Rundgang durch den Ort, in der Hoffnung etwas zu essen aufzutreiben, denn außer einer Banane, einem kleinen Apfel, drei Scheiben Toast, einer Menge ekelhaften Käses und Riesenhunger hatten wir nichts mehr. Außer einer idyllischen Grundschule gab es im Ort aber nichts zu sehen und so warteten wir mit knurrenden Mägen auf den Zug. Wir vertrieben uns die Zeit damit, unsere Klamotten in der Sonne ein wenig trocknen zu lassen, bis schließlich dann der Zug tatsächlich eintraf und uns nach Hause brachte.
Nachdem ich hier eine Menge Pasta verdrückt, glasweise Wasser heruntergestürzt und ein wenig geschlafen habe, tippe ich nun diesen Blogbeitrag. Leider ist das Internet im Moment bei uns kaputt, sodass das Hochladen noch ein wenig auf sich warten lassen kann...
Bis die Tage, liebe Grüße nach Deutschland und genießt den Sommer :-P
Edit: So, da sind dann auch endlich die Fotos: